Kehrsatz ist kein komischer Ort, sondern ein langweiliger Vorort von Bern. Doch wer sucht, findet auch in Kehrsatz einen Ort, wo die Welt kopfsteht. Mit KMU-Betrieben und einem Rockerclub teilt sich Martin Hägler im peripheren Niemandsland ein unscheinbares Gebäude und kann seiner fantastischen Fantasie Tag und Nacht freien Lauf lassen. Hier probt Hägler, eingefaedelt von Gilbert Paeffgen und dessen Konzept, mit fünf Hackbrett-Spielern für die Uraufführung an der Jazzwerkstatt Bern 2014.
Paeffgen und Hägler sind alte Freunde. Was sie verbindet, ist das vehemente Interesse an neuartigen musikalischen Legierungen. So setzt sich der Jazzschlagzeuger Paeffgen seit vielen Jahren intensiv mit der speziellen Klangwelt des Hackbretts auseinander – inzwischen nimmt er in der hiesigen Hackbrett-Szene eine Stellung als anerkannter Aussenseiter mit Insiderwissen ein.
Elemento di diverse tradizioni di musica popolare svizzera, il dulcimer è una sorta di autoharp senza l’auto, suonata utilizzando martelletti invece di plettri. Accompagnati da contrabbasso e percussioni, la musica del sestetto Hammer Sichel Unruh è uno stupendo, affascinante e avventuroso viaggio.
Der Zusammenklang von mehreren Hackbrettern kann ganz schön hypnotisierend sein – und so hat Paeffgens Programm, das einen Bogen von Appenzell nach Irland schlägt, einen hohen Trance-Faktor. Hägler spielt den Joker: Ohne Partitur gibt er der Musik durch mal stimmungsvolle, mal subversive Interventionen auf seinem perkussiven Sammelsurium-Instrumentarium, zu dem auch eine zweckentfremdete Elektrogitarre und Ölfässer gehören, eine zusätzliche Dimension. Dabei lässt er zuweilen auch theatralische Elemente einfliessen. (zu Häglers künstlerischen Weggefährten zählen unter anderem der Clown Marco Morelli und der «Marthaler-Spezi» Ruedi Häusermann). Bei der ersten Probe bleibt es nicht bei einem gegenseitigen Abtasten, es wird bereits ziemlich herzhaft herumgepröbelt, wobei «Primus inter Pares» Paeffgen nicht einfach das Zepter schwingt: Er geht begeistert auf spontane Einfälle ein. Den Ablauf des rund 50-minütigen Programms wird sowieso erst zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt. Nach der Probe tischt Hägler eine herzhafte Suppe mit Züpfe auf, als Tranksame wird Wasser, Rotwein und schottischer Single- Malt-Whisky gereicht, Paeffgen schwärmt von einem Om-Konzert anno 1976, und einer der Hackbrettspieler erklärt den Unterschied zwischen einer Kuh und einem Symphonieorchester: «Bei der Kuh sind die Hörner vorne und das Arschloch hinten.»
Tom Gsteiger